( Autor: Bernhard Strothkamp zum 80-jährigen Bestehen 30.04.2000)
Könnte man sich heute vorstellen, dass ein Trommler und ein Flötist den Schützenzug anführen? So geschehen vor 80 Jahren, denn da wurde der Spielmannszug Hovestadt-Nordwald offiziell gegründet! Eine schnelllebige Zeit, wie wir im Nachhinein feststellen können.
Heute nun kann der Spielmannszug Hovestadt-Nordwald mit Stolz auf sein 80-jähriges Bestehen zurückblicken.
Die Anfänge gehen zurück bis in die Zeit des 1. Weltkrieges. Damals wurden sogenannte Jugendwehren gebildet, die den Zweck hatten, junge Männer für den Wehrdienst vorzubereiten. Unteroffiziere des in Soest stationierten 158. Infanterieregimentes brachten den Jugendlichen das Trommeln und Flöten bei. Nach Einberufung zum Wehrdienst und Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft gründeten dann im Jahre 1920 Franz Giepen, Heinrich Hokenbecker und Fritz Hüntemann den Spielmannszug. Franz Giepen und Fritz Hüntemann spielten im gleichen Jahr erstmals auf dem Hovestädter Schützenfest und führten den Festzug an. 1921 und 1922 traten Franz Naumke, Josef Streffing, Clemens Hüntemann, Josef Hecker und Heinrich Rodehüser bei. Somit zählte der Spielmannszug bereits 8 aktive Mitglieder. Ein besonderes Erlebnis war das Zusammenspiel des Spielmannszuges mit dem 8. Husarenregiment aus Paderborn auf dem Waldfest. Bei der Gründung waren nur eine Trommel und eine Flöte vorhanden. Diese und die restlichen Instrumente wurden von den Spielleuten selbst beschafft. Uniformen gab es noch nicht. Man begnügte sich mit Schwalbennestern, die einfach auf die schwarzen Jacken genäht wurden.
,,Preußens Gloria“ war der erste Marsch, der eingeübt wurde. Heinrich Rodehüser übernahm die Ausbildung der Trommler und Flötisten, da er beide Instrumente voll beherrschte. Spielleute waren nun vorhanden, aber es fehlte immer noch der Tambourmajor. Er fand sich im Herbst 1922 in Anton Gerwiener, der den Zug bis Ende 1924 anführte. 1925 und 1926 übernahm dieses Amt Paul Busch.
1927 und 1928 war wieder kein Major vorhanden. 1929 konnte dann Heinrich Hokenbecker gewonnen werden, der diese Führungsaufgabe bis 1950 wahrnahm. Neue Mitglieder hatten sich mit Josef und Franz Becker, Alfred Hokenbecker, Willi und Hans Rüpping, Franz Westhues, Walter Knaden und Willi Plöger gefunden
Der Krieg hinterließ tiefe Einschnitte im Vereinsleben unseres Spielmannszuges. Erst 1950 lebte der Zug auf Betreiben von Theodor Rüpping wieder auf. Die alten Spieler traten zurück und überließen dem stark genug gewordenen jungen Corps das Feld.
Von 1951 bis einschließlich 1957 bekleidete Franz Hegebüscher den Posten des Tambourmajors.
1951 gab es auch erstmalig auf dem Schützenfest in Herzfeld ein Spielgeld in Höhe von 5,- DM, welches jedem Aktiven ausgezahlt wurde. Die ersten richtigen Uniformen wurden 1951 angeschafft. Diese kosteten 50,- DM und wurden aus eigener Tasche bezahlt. Erst ab 1952 flossen die Spielgelder in die Vereinskasse und wurden für spätere Anschaffungen angespart.
Im Dezember 1957 fand eine außerordentliche Versammlung statt, in der erstmals ein ordentlicher Vorstand gebildet wurde. Franz Westhues wurde 1. Vorsitzender und hatte dieses Amt bis 1962 inne, ihm folgte bis 1965 Heinrich Beier. 1958 übernahm Theodor Rüpping den Tambourstab. Unter seiner Führung nahm der Spielmannszug dann auch an einem Tambourwettstreit teil. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden nur Freundschaftstreffen wahrgenommen.
1963 trat Theodor Rüpping aus gesundheitlichen Gründen zurück und Horst Schneider übernahm diesen wichtigen Posten.
Theodor Göbel bekleidete ab 1965 das Amt des 1. Vorsitzenden. Ihm folgte 1979 der heutige Brudermeister Wilfried Langerbein, der bis 1986 dem Verein vorstand.
Horst Schneider führte den Spielmannszug 20 Jahre bis 1983 sehr erfolgreich. Ausbilder in dieser Zeit war der bekannte Bettinghauser Stabführer Erich Drebber, dem man sicherlich einen Anteil an diesen Erfolgen zuschreiben darf.
1983 übergab Horst Schneider den Tambourstab an Dietmar Schwier
Am 17. April 1971 fand das erste Lippetal – Treffen der Spielmannszüge im Albertussaal statt und wird bis heute jährlich ohne Unterbrechung immer unter der Regie eines anderen Musikzuges ausgerichtet. Die Idee kam von Willi Hille, der sofort wertvolle Unterstützung von Heinz Hokenbecker, Horst Schneider, Egbert und Gerd Thiemann erhielt. Den Männern der ersten Stunde sei an dieser Stelle noch mal für diesen guten Einfall gedankt.
Im März 1985 wurde die Altersabteilung gegründet, sollte doch das bisherige erfolgreiche Wirken nicht total einschlafen. Die ,,Ehemaligen“ treten jedoch nur bei runden Geburtstagen oder Silberhochzeiten aus eigenen Reihen auf. Eventuell kommen noch ganz besondere Anlässe hinzu.
1986 waren wiederum zwei Führungswechsel im Spielmannszug, Jürgen Hoffmann wurde Tambourmajor und Bernhard Strothkamp erster Vorsitzender. Beide bekleiden ihre Ämter auch heute noch.
Unser Spielmannszug zählt im Augenblick 47 voll ausgebildete Spieler. Ausbilder sind seit etwa 1983 ältere Spieler aus den eigenen Reihen, die ihr Können so an die Jugend weitergeben.
In all den Jahren wurde an vielen Wettstreiten und Freundschaftstreffen teilgenommen und stolze Erfolge, schöne Pokale und Erinnerungsstücke mit nach Hause gebracht. Aber auch bei allen anderen Veranstaltungen und Auftritten und ganz besonders bei den Schützenfesten in Herzfeld, Eickelborn, Lemkerholz-Lemkerberg, Cappel und Hovestadt hat sich unser Spielmannszug in die Herzen der vielen Schützen und Zuschauer gespielt. Er hat dafür gesorgt, dass alle Feste stets den nötigen musikalischen Rahmen erhielten.
Ein Jahrhundertereignis in der Vereinsgeschichte war sicherlich die Teilnahme an der Steuben-Parade 1996 in New York. Diese Weltstadt mit den riesigen Wolkenkratzern wird allen Teilnehmern in ewiger Erinnerung bleiben. Ein absoluter Höhepunkt war es hierbei, als erster ausländischer Verein die Steuben-Parade anführen zu dürfen. Viele tausend Zuschauer klatschten begeistert Beifall, winkten und grüßten. Eine bleibende Erinnerung hinterließ auch der überaus freundliche Empfang vom Deutschen Club in New Jersey. In dem sehr behaglichen Clubhaus verbrachten alle unvergessliche Stunden. Als ewiges Andenken hängt nun dort eine Spielmannsmütze, signiert von allen Spielmannskameraden.
Es soll Menschen geben, die noch einen Koffer in Berlin haben. Der Spielmannszug hat noch eine Mütze in New York und neue Einladungen nach Chicago sowie in die Weltmetropole New York.
Bernhard Strothkamp